Was uns bewegt

Ganz ehrlich, der Gedanke, einen Cannabis Social Club (CSC) zu gründen, ist für einige unserer Gründungsmitglieder wohl ein langgehegter Traum, der sich über viele Jahre erstreckt. Sei es aufgrund persönlicher Vorlieben, politischer Überzeugungen oder einem grundlegenden Verständnis für das Leben und unsere Existenz – die Idee finden wir schlicht faszinierend.

Legalisierung Cannabis Social Club Recklinghausen

Die Gretchenfrage: Warum Gras legalisieren?

Die Diskussion über den Umgang mit Cannabis ist wahrscheinlich genauso alt wie das Kraut selbst. Seit Tausenden von Jahren kommt Hanf in verschiedenen Kulturkreisen in unterschiedlichster Art und Weise zur Anwendung. Es ist natürlich, kulturell verankert und auch wenn wir wirklich nichts direkt am Anfang verharmlosen möchten: es ist zweifellos ein Genussmittel, das bei einem verantwortungsbewussten Konsum erwiesenermaßen nicht zu den gefährlichsten gehört, speziell im Vergleich zu anderen legalen Rauschmitteln.

Bei einer anständig geführten Argumentation zu diesem Thema, sollte es letztendlich keine große Rolle spielen, wie man persönlich zu Cannabis steht. Und daher lassen sich bestimmte Tatsachen nicht so einfach bei Seite schieben, sondern sind viel eher ins Stein gemeißelt.

Es existieren seit einer gefühlten Ewigkeit Cannabis-Konsumenten, die anscheinend nicht einfach verschwinden. In den meisten westeuropäischen Ländern wird aktuell der Anteil der Bevölkerung, welcher von sich behaupten kann, mindestens einmal im Jahr Cannabis zu konsumieren, auf 4-10% geschätzt.  Das heißt, Millionen von regelmäßigen Hanffreunden – und das alleine in Deutschland.

Das Versagen der Verbotspolitik

Das Hauptproblem besteht darin, dass die Drogenpolitik in der bisherigen Form ihre Ziele über Jahrzehnte hinweg schlichtweg nicht erreichen konnte. Cannabis verschwindet nicht, ebenso wenig wie seine Nutzer - sie werden sogar mehr. Und der Gesundheitsschutz - sowohl des Einzelnen als auch der gesamten Gesellschaft, der eigentliche Kerngedanke dieser Verbotsstrategie, funktioniert so überhaupt nicht.

Im Endeffekt hat diese Politik eher das Gegenteil bewirkt. Ohne staatliche Kontrolle besteht für Konsumenten ein erheblich erhöhtes Gesundheitsrisiko, da sie nicht wissen, welche Substanzen sie tatsächlich konsumieren. Dafür ist mangelnde Qualität und Reinheit von Cannabis auf dem illegalen Markt an der Tagesordnung, Manipulation mit Streckmitteln oder Verunreinigungen keine Seltenheit, und zu erwähnen, dass der Verbraucherschutz nicht wirklich gegeben ist, hört sich leider einfach nur albern an.

Der gravierendste Punkt daran ist jedoch, dass unter solchen Voraussetzungen nicht mal ein Versuch eines effektiven Jugendschutzes möglich ist. Stattdessen wird ein leichter, unkontrollierter Zugang zu Cannabis für Jugendliche eher ermöglicht. Ohne Regulationen sind sie anfällig für einen erhöhten Konsum, der langfristige Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben kann.

Als ganz besonders angenehm empfinde ich den Gedanken, dass wir mit dem Kauf von Cannabis den -mal mehr, mal weniger- ausschweifenden Lifestyle des „Dealers unseres Vertrauens“ mitfinanzieren - im günstigen Fall. Im weniger günstigen Fall finanzieren wir eine kriminelle Organisation, verhelfen ihr dazu größere Marktanteile zu kontrollieren, vielleicht ihr Gewaltpotenzial zu erhöhen, die öffentliche Sicherheit zu gefährden oder in ein paar weitere spannende Geschäftsfelder zu expandieren.

Nicht zu vergessen wären da noch so Kleinigkeiten wie der Verlust von Steuereinnahmen, volkswirtschaftliche Schäden oder die Kosten für Strafverfolgung. Natürlich muss man diese Punkte differenziert betrachten, ganz von der Hand weisen lassen sich aber nicht.

Silberstreif am Horizont

Die Perspektive, an all dem etwas zu ändern, sah viele Jahre sehr bescheiden aus. Eine gesellschaftliche Diskussion flammte zwar immer wieder auf, führte aber nie zu konkreten Maßnahmen - abgesehen von einer bemerkenswert tiefsinnigen Sentenz aus dem Munde der ehemaligen Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler, Cannabis sei verboten, weil es illegal ist.

Auf jeden Fall war von dem Merkel-Kabinett in dieser Hinsicht nicht viel zu erwarten. Mit der Zeit aber wurde die Stimmung gegenüber Cannabis offener. Der Moment, der in einigen von uns erste berechtigte Hoffnungen weckte, war nicht Gründung von CSCs in Spanien oder die Einführung einer neuen, liberalen und durchaus erfolgreichen Drogenpolitik in Portugal, sondern als immer mehr Bundesstaaten der USA anfingen Gras zu legalisieren.

Dieser Umstand braucht keinen zu erfreuen, jedoch ist es kaum zu leugnen, dass der Einfluss der USA sowohl politisch als auch kulturell in Deutschland deutlich ausgeprägt ist - jedenfalls deutlich stärker als der von Spanien oder Portugal. Ob es wirklich damit zusammenhängt, bleibt am Ende des Tages bloße Spekulation und persönliche Meinung.  Es soll auch nicht als der Anfang einer neuen Verschwörungstheorie dienen.

Fest steht, dass das Ende der Ära Merkel nicht weniger bedeutet als der Anfang einer neuen Ära für Cannabis-Konsumenten in Deutschland. Und ja – ich wählte meine Worte mit Bedacht.

Ende gut, alles gut?

Natürlich wird sich noch zeigen müssen, wie das Legalisierungsgesetz in der Praxis funktioniert und es gibt bereits jetzt schon berechtigte Einwände. Doch alles in allem ist es ein großer Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn das Verbot von kommerziellen Geschäften sich als problematisch erweisen könnte, finden wir es richtig, dass Deutschland nicht den amerikanischen Weg gegangen ist, getreu dem Motto "Bigger, faster, better". 

Für uns gehört zum verantwortungsbewussten Umgang mit Cannabis nicht das Abhalten von Jahrmärkten mit Hotbox-Attraktionen dazu, bei denen mit umgebauten Laubbläsern oder weiß-der-Geier-was-für-Geräten zentnerweise Gras verfeuert wird, um die Halle bis zur Decke mit Rauch zu füllen.

Da halten wir uns lieber an die alte Weisheit – weniger ist manchmal mehr. Das Vereinsmodell ist spannend und bietet bei einer erfolgreichen Umsetzung viele Vorteile. Nun liegt es an uns, das Beste daraus zu machen.

Nun also ein Verein

Ja, die Gelegenheit ist endlich gekommen - es ist an der Zeit einen Cannabis Social Club in unserer Heimstadt zu gründen. Was einst bei lockeren Gesprächen in unserem bunt gemischten Freundeskreis, der zum Teil bereits seit Schulzeiten besteht, seinen Anfang nahm, wurden langsam aber sicher zu konkreten Plänen. Wir tauchten ein in die Welt der Vereinsgründung, setzten uns intensiv mit dem Gesetzentwurf auseinander, nahmen die ersten Schritte und entwickelten ein solides Konzept. Heute stehen wir hier, bereit, unseren Verein zu gründen und unsere Ziele zu verfolgen.

Wir sind fest davon überzeugt, dass in einer modernen Demokratie und offenen Gesellschaft erwachsenen Menschen das persönliche Recht zusteht, Cannabis nutzen zu dürfen, ohne dabei anderen zu schaden. Ihr Bedürfnis verdient keine Ächtung, sondern Akzeptanz und Toleranz. Deswegen setzen wir uns als Interessengemeinschaft für die Rechte unserer Mitglieder ein und befürworten eine progressive und akzeptierende Drogenpolitik.

Was wir wollen

In erster Linie möchten wir einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis ermöglichen und unseren Mitgliedern einen geschützten Raum bieten, in dem sie ihre Bedürfnisse erfüllen können. Wir legen großen Wert auf Qualität und Vielfalt und möchten sicherstellen, dass unsere Gemeinschaft unter einwandfreien Bedingungen die beste Auswahl und Zufriedenheit beim Cannabis-Konsum erlebt. Der Vorteil eines CSCs dabei ist die Fähigkeit, prompt auf die Wünsche und Anregungen der Mitglieder zu reagieren und diese aktiv zu berücksichtigen. 

Wie an anderer Stelle genauer erläutert, ist die finanzielle Gestaltung unserer Mitgliedsbeiträge noch nicht endgültig festgelegt. Unsere Ausrichtung ist hingegen klar umrissen: Wir wollen uns den Zuständen des Schwarzmarktes entgegenstellen und streben faire Preise an, die auf fundierten Kalkulationen basieren und die Anliegen unserer Mitglieder berücksichtigen. Der Mittelpunkt unserer Anstrengungen liegt nicht auf hohen Gewinnen, sondern vielmehr darauf, uns selbst zu finanzieren und den Verein kontinuierlich weiterzuentwickeln.  

Gesunde Community

Im Gegensatz zu einem kommerziellen Fachgeschäft liegt bei einem CSC der Fokus auch auf der sozialen Komponente. Wir möchten unsere Mitglieder dazu ermutigen, sich aktiv am Vereinsgeschehen zu beteiligen und ihre Meinungen sowie Ideen einzubringen. Natürlich wird absolut niemand zu etwas gezwungen, worauf er keine Lust hat. Bei uns können die Mitglieder über ihre Beteiligung frei entscheiden. Gemeinsam können wir jedoch daran arbeiten, unseren Verein kontinuierlich zu verbessern und eine positive und unterstützende Gemeinschaft aufzubauen, die nicht bloß ihren Eigenbedarf deckt.

Verantwortungsvoller Umgang mit Cannabis funktioniert für uns nur mit ausreichendem Jugendschutz und Suchtprävention. Es ist unsere grundlegende Pflicht Jugendschutz zu gewährleisten und nachhaltig zu stärken, Aufklärungsprogramme zu fördern und präventive Maßnahmen zu etablieren. Und im Übrigen sind wir bestrebt, einen echten Fachmann im Bereich Prävention und Suchtberatung zu engagieren. Wir haben bereits vielversprechende Kandidaten in Betracht gezogen, nehmen aber auch gerne Empfehlungen oder Bewerbungen entgegen.

Wenn es darauf ankommt, möchten wir für unsere Mitglieder da sein. Wir möchten eine Gemeinschaft schaffen, in der Mitglieder sich aufeinander verlassen können, in schwierigen Situationen Unterstützung finden und nicht alleine mit ihren Herausforderungen kämpfen müssen. 

Da geht einiges

In den kommenden Monaten stehen uns zahlreiche spannende Aufgaben bevor.

Aktuell sind wir dabei, eine effiziente Struktur zu schaffen, um schnell und zielgerichtet unsere Mitglieder versorgen zu können, sofort nachdem es das Gesetz endgültig erlaubt. Dafür gilt es geeignete Immobilien zu finden und darüber nachzudenken, wie wir Abgabestätte und Anbauräume sinnvoll aufteilen können. 

Eine korrekte Vereinsführung bedeutet auch einen Menge Papierkram. So müssen diverse rechtliche Aspekte im Hinblick auf Daten- und Versicherungsschutz sowie einige andere verwaltungstechnische Angelegenheiten geklärt werden. 

Des Weiteren gibt es noch offene Fragen zu den Bedingungen von Entlohnungen, die sich unterhalb der sozialversicherungspflichtigen Beitragsgrenze bewegen. Dies müsste genauer erörtert werden, wenn wir z.B. Anbau- und Erntehelfer einstellen bzw. bezahlen möchten.

Trotz der bevorstehenden Herausforderungen sind wir voller Zuversicht und Optimismus. Wir sind uns absolut bewusst, dass nicht immer alles leicht sein wird und man auch mit anfänglichen Rückschlägen rechnen muss. Doch wir betrachten sie als Chancen für Wachstum und Entwicklung. Wir haben tierisch Bock, sind voller Tatendrang und unternehmen Schritt für Schritt alles Notwendige, um unseren Verein erfolgreich aufzubauen und zu gestalten. 

Mit einem starken Team und der Unterstützung unserer Mitglieder sind wir überzeugt, dass wir diese Ziele erreichen werden. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit euch diese aufregende Reise anzutreten und einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten!

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